"Ohne Pille fühle ich mich wieder lebendig!"
- Claudia Wiesian

- 21. Okt.
- 5 Min. Lesezeit
Warum immer mehr Frauen die Antibabypille ablehnen - Ohne Pille geht's auch!

Im August diesen Jahres titelte die Tagesschau: "65 Jahre Antibabypille Eine Erfindung in der Krise?" Immer mehr Frauen stehen zu recht dem einstigen Verhütungsmittel Nr.1. kritisch gegenüber. Unterschiedlichste Studien decken zunehmend unerwünschte Nebenwirkungen auf, welche die Frauen nicht mehr bereit sind in Kauf zu nehmen. Diskussionen um die Glaubhaftigkeit solcher Studien, zuletzt um den Nachweis von Depressionen ausgelöst durch die Pille, kochen hoch und das Thema wird in der Luft zerrissen. Warum ist das so? Schmeißen wir die Errungenschaften der Emanzipationswelle der 60-er und 70er-Jahre weg? Ist es nicht endlich an der Zeit, dass die Pille in die Krise gerät? Meiner Meinung nach ist der kritische Umgang mit der Antibabypille und dem Einbruch der Verschreibungen das Zeichen, dass wir auf der nächsten Stufe der Emanzipation angekommen sind! Frauen wollen ihren Körper nicht mehr still legen und brauchen die Verhütung nicht mehr, um sich frei und selbstbestimmt zu fühlen! Erfahre in diesem Artikel, warum viele meiner Patientinnen nicht mehr auf hormonelle Verhütungsmethoden setzen und wie es ihnen ohne Pille geht!
Antibabypille - Freiheit für die Frauen des 20. Jahrhunderts
Als 1961 die erste Antibabypille Anovlar auf den deutschen Markt kam, wurde diese ausschließlich an verheiratete Frauen abgegeben, um Menstruationsbeschwerden zu lindern. Die Entscheidung traf meist der Gynäkologe und mit Nichten die Frau selber. Die empfängnisverhütende Wirkung stand zu Beginn nicht im Vordergrund. Erst in den 1970er Jahren wurde die Antibabypille im Zuge der Änderung gesellschaftlicher Ordnungen und Normen für die breite Masse zugänglich. Und somit rückte die empfängnisverhütende Wirkung als willkommene Nebenwirkung in den Fokus. Der allseits bekannte Pillenknick folgte. Selbstbestimmung und Freiheit sind Werte auf die Frauen in dieser Zeit besonderes Augenmerk legten, da die prüde Gesellschaft der Nachkriegsjahre nur einen sehr engen Wirkkreis für Frauen vorsah. Da kam die Pille zu recht, wie gerufen. Muss man nicht nach jedem Geschlechtsverkehr mit Schwangerschaft, unehelichem Kind, gesellschaftlichem Untergang oder der üblichen Mühle aus Heirat, Haus und Mutterschaft rechnen. Die Pille gibt den Frauen Sicherheit und hilft der Gesellschaft aus diesem unmenschlichen, stark kirchlich geprägten Normen auszubrechen.
Antibabypille - Kosmetik für die Frauen Anfang des 21. Jahrhunderts
In den Nullerjahren des 21. Jahrhunderts sieht die Situation hingegen anders aus. Die Kirche, als gesellschaftlicher Moralapostel hat an Einfluss verloren, die jungen Frauen von damals geben ihre selbstbewussten Werte an ihre Töchter weiter. Und die Pille wird gießkannenmäßig an alle Frauen mit Blutung verteilt. Die Empfängnisverhütung scheint wieder ein Nebeneffekt zu werden, hört man doch, dass viele mit 13 bereits die Antibabypille verordnet bekommen, um u.a. die jugendlichen Pickel in Schach zu halten. Hier beginnt sich die goldene Medaille von damals zu wenden, greifen wir doch mit den synthetischen Hormonen erheblich in die körperliche Gesundheit der Frauen und jungen Mädchen ein. Der Nutzen "Pickel werden besser" steht in keinem Verhältnis zum Risiko "Thrombose, Schilddrüsenerkrankungen, Herzerkrankungen,...". Immer mehr Stimmen wurden lauter, Studien zur Untersuchung der Auswirkungen der Antibabypille auf unsere Gesundheit wurden unternommen. Frauen wurden aufmerksam, hinterfragten den Nutzen und setzten die Pille ab. 2023 hat das Kondom die Antibabypille als das meistverwendete Verhütungsmittel wieder abgelöst!
Antibabypille - schnelle Anwendung mit tiefgreifenden Wirkungen
2012 erregte ein Urteil aus den USA weltweit Aufmerksamkeit. Frauen hatten den Arzneimittelgiganten Bayer auf Schadensersatz verklagt, nachdem sie unter Anwendung der Antibabypille Thrombosen erlitten hatten. Der erste Aufschrei der Frauen! Es sollte noch lange dauern, bis auch andere Nebenwirkungen auf den Tisch der Diskussion kamen: das erhöhte Risiko eine Schilddrüsenfehlfunktion und damit einhergehende gesundheitliche Einbußen, Depressionen, erhöhte Blutfettwerte und damit einhergehendes Risiko Herz-Kreislauf-Erkrankungen auszuprägen oder erhöhte Ausschüttung von Stresshormonen. Von den Zyklusproblemen, die nach Absetzen der Pille auftreten und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können, mal ganz abgesehen. Wurde bis Anfang des 21. Jahrhunderts die Pille als sicher, verträglich und wahrer Segen gefeiert, bröckelte dieses Bild nun zunehmend.
Die Frauen lassen sich und ihre Gesundheit nicht mehr verschaukeln!
Die genannten Studien und Untersuchungen zu den weitreichenden Nebenwirkungen und die weiter zunehmende Selbstbestimmung junger Frauen, sowie das Bewusstsein für einen gesunden Körper führen seit Jahren zu sinkenden Verschreibungszahlen der Antibabypille. Wie oft wurde den Frauen erzählt, dass die Nebenwirkungen, die sie unter der Einnahme spüren, ja nur Einbildung seien, die Spirale mit dem Hormon Levonorgestrel ja nur "lokal" in der Gebärmutter wirke oder die Pille die sicherste Verhütungsmethode sei. Mir persönlich ist es ein Rätzel, wie man als MedizinerIn derartige Fehlinformationen von sich geben und seine Patientinnen entsprechend unempathisch betreuen kann.
Frauen wollen sich spüren!

Wie oft habe ich in den letzten Jahren gehört, dass sich die Frauen nach Absetzen der Pille wieder lebendig fühlen, ihren Körper spüren und den monatlichen Zyklus als Bereicherung empfinden. Auch Frauen, die unter starken Zyklusproblemen, Endometriose oder Schmerzen klagen, fragen immer wieder nach, wie man diese Beschwerden ohne synthetische Hormone in den Griff kriegen kann. Zumal die versprochene Besserung der Beschwerden durch die Pille ausgeblieben ist. Oft sehe ich, wie stark der Körper der Frauen ist. Ein Körper der sich wie zu wehren scheint, gegen den Hormon-Maulkorb der ihm aufgedrückt wird. Ein Körper, der trotz Dauereinnahme von Hormonen blutet. Ein Körper, der trotz Pille und Pille-danach schwanger wird. Ein Körper, der sich einfach nicht kontrollieren lassen will!
Die Emanzipation hat neue Symbole
Manche ältere Frauen und GynäkologInnen schütteln entsetzt den Kopf über diese Entwicklung. Wird die Errungenschaft der Frauen mit Füßen getreten? Mit Nichten! Für mich ist der bewusste Umgang mit weiblicher Gesundheit und damit einhergehende rückläufige Konsum der Antibabypille das Zeichen für die voranschreitende Emanzipation. Die Frauen brauchen sich nicht mehr hinter dem Schutzschild "Pille" verstecken. Female Empowerment hat im 21. Jahrhundert neue Symbole, wie der bewusste Umgang mit dem weiblichen Körper und vor allem die Kenntnis über physiologische Begebenheiten, wie dem Zyklus. Eine Frau, die ihren Zyklus und damit ihr fruchtbares Fenster kennt, braucht nicht 2 Tage vor Einsetzen der Blutung panisch zur Apotheke hetzen und die "Pille danach" einfordern, weil sie beim Sex eine Kondompanne hatte. Die Frau weiß, dass eine Schwangerschaft zu diesem Zeitpunkt im Zyklus ausgeschlossen ist. Aufklärung, der bewusste Umgang mit dem eigenen Körper, die Änderung gesellschaftlicher Werte und die Möglichkeit sein eigenes Leben auf vielfältige Weise zu gestalten, haben den Abgesang der Pille eingeläutet. Für mich als Therapeutin, Frau und Zeitzeugin ist es höchste Zeit und ein Moment des Jubels, wenn Frauen in meine Praxis kommen, die mehr über ihren Zyklus lernen möchten und ihre Gesundheit selber in die Hand nehmen - ohne Pille!
Und wie sieht es bei dir aus?
Du hast Fragen zum Thema? Brauchst Unterstützung auf deinem Weg? Dann buche gerne ein unverbindliches Kennenlerngespräch, bei dem wir in Ruhe über deine Fragen und dein Anliegen sprechen können.
Deine Claudia

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