Geburtstrauma - 5 Fakten
Das solltest du wissen über das Thema Geburtstrauma, damit du das Erlebte besser verstehen kannst. Fünf wichtige Fakten, mit denen Frauen konfrontiert werden, die belastende oder traumatische Schwangerschaften, Geburten oder Wochenbettzeiten erlebt haben. Die Frauen erleben so unterschiedliche Dinge, doch die Aspekte, um die es sich dreht sind immer wieder die Gleichen!
1. Es ist nicht ausschlaggebend was passiert, sondern welche Emotionen bei dir ausgelöst werden und zurück bleiben!
Damit ist nicht gemeint, das es egal ist was dir passiert ist. Sondern dass es unendlich viele Gründe gibt, warum jemand eine Schwangerschaft, Geburt oder die erste Zeit mit Kind als belastend oder traumatisch erlebt. Oft haben wir die Vorstellung davon, dass nur der Notfall-Kaiserschnitt oder andere medizinische Notfälle zu einem Trauma führen und wir aus einer spontanen Entbindung immer freudestrahlend herausgehen. Dem ist nicht so. Jede Frau erlebt einen anderen Aspekt als belastend oder traumatisierend! Und diese Aspekte sind alle gleichbedeutend, keiner wiegt schwerer als ein anderer!
2. Oftmals führen unerwartete Wendungen in der Schwangerschaft, unter oder nach der Geburt zum Kontrollverlust und dem Gefühl von Ohnmacht!
Es gibt viele verschiedene Auslöser dafür, dass wir Situationen als belastend oder traumatisierend wahrnehmen. Alle gemeinsam haben jedoch den Aspekt, dass sie unerwartet auf den Plan treten und wir in diesem unerwarteten Moment nicht in der Lage sind uns auf diese Wendung einzustellen und zu reagieren. Manchmal wird uns die Möglichkeit zu handeln durch übergriffiges Verhalten anderer unfreiwillig abgenommen. Schließlich entgleitet uns die Situation und wir schalten zum Schutz auf unseren Autopiloten um. Oft berichten Betroffene davon, dass sie ab dieser Wendung alles wie hinter einem Vorhang wahrgenommen hätten oder im nachhinein Erinnerungslücken bestehen.
3. All deine Reaktionen auf das Erlebte sind normal und dienen zunächst deinem Schutz!
Nach einer traumatischen Geburt müssen wir das Erlebte erstmal sortieren, sind überfordert, müssen uns gleichzeitig in eine neue Lebenssituation einfinden sowie akzeptieren, dass unser Körper immer noch eine Wandlung vollzieht. Zu unserem Schutz, damit wir gut durch diese Phase kommen, können Gedanken entstehen, wie: "Ich könnte mein Kind gerade so liegen lassen."; Wäre ich doch keine Mutter geworden" oder "Ich kann das Schreien nicht mehr hören." Oft sind wir erschrocken über diese Gedanken und schämen uns nun zusätzlich noch für diese Gedanken. Viele berichten, dass sie in dieser Zeit einfach funktioniert haben und die Dinge so erledigt haben, wie es landläufig als normal deklariert wird.
Denn normalerweise sollte man doch überglücklich sein nach der Geburt. Oder etwa nicht? Nein! Denn wenn die Mutter durch ein Trauma im Stress ist, schaltet sie auf "Kampf-und Überlebensmodus" um. Und in freier Wildbahn bedeutet dieser Modus: Die Mutter muss gut durchkommen. Der Nachwuchs ist egal! Die Mutter kann alleine überleben und durch weitere Geburten den Arterhalt sichern. Der Nachwuchs leider nicht. Die Überreste dieses urnatürlichen Verhaltens werden in dieser Ausnahmesituation sichtbar. Da wir jedoch sozialisiert sind, reagieren wir u.a. mit Verwirrung und Scham und trauen uns nicht unsere Gedanken mitzuteilen. Kommen wir aus diesem Stress raus, lösen sich auch diese Gedanken.
4. Die Bindung zwischen Mutter und Kind ist durch ein Geburtstrauma nicht automatisch beschädigt!
Wenn du dir Fakt No.3 durchgelesen hast, kannst du dir wahrscheinlich vorstellen, dass die Bindung zwischen Mutter und Kind durch ein traumatisches Erlebnis belastet sein kann und es für die Mutter schwierig werden kann eine Bindung zum Kind aufzubauen. Diese Bindung ist nämlich nicht wie selbstverständlich von Beginn an in ihrer ganzen Stärke da. Zu Beginn ist sie ein fragiles Konstrukt, dass mit der Zeit wächst und stärker wird. Traumatische Erlebnisse, welche die Mutter in eine Art "Überlebens-Modus" versetzen, können dieses fragile Band zum Kind erschüttern. Die Betonung liegt hierbei auf "kann". Dieser Fall muss nicht eintreten. Es kann auch genau andersherum kommen: Durch dieses belastende Geburtserlebnis kann die Bindung sehr intensiv sein.
Auch wenn wir merken, dass wir uns schwer tun mit der Bindung zu unserem Kind, ist es wichtig zu wissen, dass wir daran etwas ändern können. Verarbeiten wir das Erlebte und lösen den Stress auf, erfährt auch die Beziehung und Bindung zu unserem Kind eine positive Wendung!
5. Das belastende oder traumatische Erlebnis kann innerem Wachstum und persönlicher Entfaltung dienen!
Die Verarbeitung traumatischer Erlebnisse wird in der Theorie gerne in unterschiedliche Phasen unterteilt und endet mit der sogenannten "Integration". Diese ist erreicht, wenn man das was passiert ist akzeptiert hat und als einen Teil seines Lebens anerkennt. So die Theorie! Ich gehe noch einen Schritt weiter und sehe ein belastendes/ traumatisches Erlebnis dann als verarbeitet an, wenn eine heilsame Aussöhnung stattfinden konnte. Das heißt nichts anderes, als das wir durch das Erlebnis unsere Persönlichkeit weiterentwickeln konnten und inneres Wachstum stattgefunden hat. Zum Beispiel in dem wir gelernt haben unsere Bedürfnisse zu erkennen, auf uns und unsere Intuition zu vertrauen und somit Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein zu stärken. Um nur ein Beispiel zu nennen. Jede Herausforderung im Leben, egal ob ein schwerer Unfall oder ein Geburtstrauma, birgt ein Lernpotential und somit auch Weiterentwicklung und Entfaltung...Ein wesentlicher Grund, warum man diese Herausforderung des Lebens annehmen sollte!