Im letzten Teil unserer Info-Reihe zum Thema "Belastende Schwangerschaften und Geburten" geht es um die mentale Geburtsvorbereitung: Was kann ich unternehmen, damit die nächste Geburt nicht wieder ein Desaster wird? Was ist mit der Angst? Wer kann mich unter der Geburt unterstützen und wie? Wie kann ich schwierige Situationen gut meistern?
Wieso sollte ich mich mental vorbereiten?
Häufig kommen schwangere Frauen in meine Praxis, die kurz vor der Geburt stehen und merken, dass sie die Erlebnisse aus vorangegangenen Geburten noch immer belasten. Manche benennen konkrete Ängste. Andere wiederum haben eine genaue Vorstellung davon, wie die nächste Geburt nicht verlaufen soll. Sie alle wünschen sich neben den konventionellen Geburtsvorbereitungskursen mentale Unterstützung. Jede Frau bewegt dabei ein anderer Aspekt im Hinblick auf die anstehende Geburt. Jede hat andere Erfahrungen gemacht und bringt unterschiedliche Voraussetzungen mit. Auch wenn die Frauen unterschiedlicher nicht sein können, bleibt das Ziel immer das selbe: Die Frauen für die Geburt mental zu öffnen!
- Öffnen für jede Wendung, die eine Geburt bereit halten kann
- Öffnen für neue positive Vorstellungen von Geburt
- Öffnen gegenüber Ängsten
- Öffnen für die eigene Intuition
Unter der Geburt öffnen wir uns körperlich in dem sich der Muttermund weitet und das Kind durch den Geburtskanal hindurch geboren werden kann. Auch auf der mentalen Ebene öffnen wir uns: wir werden sensibel, unsere Intuition zeigt uns, was wir am besten brauchen, wir treten in Kontakt mit unserem Kind und können die Zeichen unseres Körpers lesen.
Bleiben wir körperlich, wie mental flexibel und offen kann unser Kind gut geboren werden.
Der Körper bereitet sich auf die Geburt vor in dem er beispielsweise durch Übungswehen die Gebärmuttermuskulatur stärkt, damit diese zum Zeitpunkt der Geburt kraftvoll arbeiten kann. Und genauso sollten wir uns mental auf die Geburt vorbereiten, damit wir neben der körperlichen Ausdauer auch mental ausdauernd und stark sein können. Genauso, wie es Sportler zur Vorbereitung auf ein Turnier machen.
Ich habe Angst vor der Geburt. Was kann ich tun?
Das Anschauen von Ängsten im Bezug auf die Geburt ist ein zentraler Aspekt. Haben wir Angst wird unser Sympathikus aktiviert. Wir schalten auf Kampf- und Fluchtmodus um. Wir verkrampfen, der Muttermund öffnet sich womöglich nicht oder verzögert, wir haben Schmerzen oder die Wehen bleiben aus. Eine entspannte Geburt wird somit schwer möglich. Können diese Ängste abgebaut und an ihre Stelle positive Bilder gesetzt werden, kann die Geburt positiv beeinflusst werden. Oft sagen mir Betroffene, dass Sie genau das unter der letzten Geburt erlebt haben, wovor Sie im Vorfeld Angst gehabt haben. Wir neigen dazu, diese unangenehmen Aspekte zu verdrängen. Uns gut zuzureden: "Das wird schon nicht passieren!" Benennen wir die Ängste "Ich habe Angst vor einer Saugglockengeburt/ einem Kaiserschnitt/ einem Dammschnitt/ vor den Schmerzen/...!", schauen diese an "Warum habe ich davor Angst?", lösen entstandene Blockaden und suchen nach Alternativen "Wenn ich Schmerzen spüre, kann ich nach Schmerzmittel xy fragen." können wir die Angst auflösen.
Niemand kann uns die Garantie dafür geben, dass wir nicht wegen einer dummen Verkettung von unglücklichen Zufällen doch einen Kaiserschnitt, Dammschnitt etc. brauchen. Aber wir können unsere Angst davor verlieren und uns mental öffnen! Somit ist es uns möglich Wendungen unter der Geburt souverän zu meistern. Und gleichzeitig entspannen wir, aktivieren den Parasympathikus und unser Körper kann sich wieder öffnen!
Die Kinesiologie ist mir bei der Arbeit mit Ängsten ein treuer Begleiter. Mit dieser Methode können Stress und Ängste aufgespürt, unbewusste Aspekte ans Tageslicht geholt und die dahinter stehenden Muster und Blockaden (Saboteure) aufgelöst werden. Dies geschieht immer in dem Tempo, wie es für die Schwangere gut ist und ihr Geist dazu in der Lage ist dies zu verarbeiten. Öffne dich gegenüber deinen Ängsten!
Wie kann ich mich mental vorbereiten?
Ziel der mentalen Vorbereitung - egal mit welcher Methode man arbeitet - ist es sich selber in Entspannung zu bringen. Manche sprechen dabei von Selbsthypnose oder Trance. Darüberhinaus sollen positive Affirmationen oder Bilder im Beug auf die Geburt in unserem Geist verankert werden. Die mentale Vorbereitung kann mit Hilfe verschiedener Methoden erfolgen: Meditation, Fantasiereisen und der Arbeit mit Affirmationen zum Beispiel. Seit einigen Jahren werden in vielen Städten Hypno Birthing-Kurse angeboten, bei denen die Paare verschiedenste Entspannungstechniken lernen. Daneben gibt es inzwischen andere Angebote, wie zum Beispiel die Methode "Friedliche Geburt" von Kristin Graf.
Damit die Entspannung - egal durch welche Methode - auch wirklich einsetzen kann, ist es wichtig sich die eigenen Ängste vorher anzuschauen. Erst dann kann ich positive Bilder wirklich in meinem Geist verankern und die angstvolle Vorstellung nachhaltig ersetzen.
Zur mentalen Geburtsvorbereitung wende ich gerne zwei Methoden an: Zum einen die Chakren-Meditation. Mit dieser Meditation nehmen wir Kontakt mit unserem Körper und unserem Baby auf, visualisieren die Energiezentren (Chakren) in unserem Körper, richten Aufmerksamkeit auf die Stellen, die Aufmerksamkeit benötigen, lernen unser Bauchgefühl zu deuten und kommen so in unsere Mitte. Fokussiert zu sein ist in der Schwangerschaft und unter der Geburt, aber auch in allen anderen Lebenslagen ein wichtiger Faktor. Sind wir fokussiert lassen wir uns nicht so schnell durch andere Meinungen ablenken und können Entscheidungen besser treffen. Ohnmacht und Kontrollverlust, die wir aus einer belastenden Geburt kennen, treten somit nicht so schnell auf den Tagesplan!
Zum anderen arbeite ich mit der Emotionalen Stress Reduktion (ESR) aus der Kinesiologie. Mit dieser Technik können gezielt negative Vorstellungen im Bezug auf die Geburt positiv verändert werden, so dass wir hoffnungsvoll und offen auf die Geburt schauen können. Wichtig ist es mit den Methoden auch zu Hause zu arbeiten. Denn so trainieren wir unseren Geist, so dass er mit der Zeit schneller und tiefer in die Entspannung einsinken und diese Entspannung auch auf unseren Körper übergehen kann.
Somit können wir uns weiter Öffnen:
- körperlich
- mental / unserer Intuition gegenüber
- positiven Vorstellungen von Geburt
Schaffe dir ein unterstützendes Netzwerk!
Die mentale Geburtsvorbereitung ist nur die halbe Miete. Damit du dich wirklich gut auf eine Geburt vorbereiten kannst, solltest du dich nicht nur mental vorbereiten und mit deinen Ängsten arbeiten, sondern dir ein gutes Netzwerk schaffen. Frauen sind keine Einzelkämpfer, wenn es um das Thema Geburt und Familie geht. Wir brauchen verschiedene vertrauensvolle Personen um uns herum, die uns Aufgaben abnehmen, uns auffangen, uns Halt geben und uns stärken. Diese Personen können uns während der Schwangerschaft, unter der Geburt oder in der Zeit danach begleiten. Sie können aus den verschiedensten Bereichen kommen und haben unterschiedliche Aufgaben. Der Partner zum Beispiel: Er begleitet uns meist mit in den Kreißsaal. Damit er dich wirklich unterstützen kann und nicht selber von der Geburt überwältigt ist, solltest du dich vor der Geburt mit ihm absprechen: Was möchtest du unter der Geburt? Was sollte er auf gar keinen Fall machen? Welche Aufgaben kann und sollte er übernehmen. Er ist unter der Geburt dein Sprachrohr zu Hebammen, Ärzten und Co. Sprecht gemeinsam über eure Vorstellungen, die ihr von der anstehenden Geburt habt. Auch er sollte sich seinen Ängsten stellen. Denn wenn er unter der Geburt angespannt ist, kann sich diese Anspannung auf dich übertragen. Daneben können Hebammen, Doulas, Mütterpflegerinnen, die eigenen Mütter, Schwestern, Freundinnen etc. wichtige Aufgaben übernehmen - von der medizinischen Betreuung bis hin zur Sicherstellung der Verköstigung im Wochenbett. Bei der Bildung deines Netzwerks und der Auswahl der Beteiligten, solltest du stets auf dein Bauchgefühl, sprich deine Intuition achten: Bin ich mit der Hebamme / der Doula wirklich auf einer Wellenlänge? Stört mich irgendetwas? Möchte mein Partner wirklich mit in den Kreißsaal, oder ist es besser wenn er vor der Tür wartet. Nicht jeder Partner ist dafür gemacht die Geburt zu begleiten. An dieser Stelle solltet ihr ehrlich zu euch sein und gesellschaftliche Ansprüche über Board werfen. Dies gilt natürlich auch bei allen anderen Entscheidungen. Ganz besonders möchte ich hier nochmal die Wahl des Geburtsortes eingehen: Sucht euch die Klinik, das Geburtshaus nach eurem Bauchgefühl aus. Wie fühlt ihr euch, wenn ihr die Räume das erste Mal betretet? Gut?! Prima! Dann kann's los gehen! Bedrückend? Komisch? Dann fragt euch warum! Schaut euch andere Kliniken an oder verschafft euch im Rahmen eines Vorbereitungsgesprächs ein genaueres Bild der Klinik! Nur weil die eine oder andere Klinik gerade "In" ist oder die Freundin dort gute Erfahrungen gemacht hat, heißt das nicht, dass dies auch auf dich und deine Bedürfnisse zu trifft. Die Wahl des Netzwerks und der Klinik ist eine wunderbare Lerneinheit: Wie macht sich mein Bauchgefühl bemerkbar? Was möchte es mir sagen? Was sagt mein Verstand dazu? Wie kann ich so eine gute Entscheidung treffen?
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig es ist sich dieses Netzwerk aufzubauen und sich vorzubereiten. Somit können manche kleineren und größeren Katastrophen vermieden werden.
Kurz und Knapp: Deine Vorbereitung
- Schaue dir deine Ängste an und arbeite mit Ihnen! Am besten machst du dies mit professioneller Unterstützung.
- Lerne Techniken, um dich mental wie körperlich zu entspannen! So kannst du die Geburt positiv beeinflussen. Dies ist übrigens im Bezug auf die Hypnose wissenschaftlich bewiesen!
- Schaffe dir im Vorfeld ein unterstützendes Netzwerk! Dies soll dich stärken. Kleinere, wie größere Katastrophen entstehen somit gar nicht erst.
Bei allem gilt: Höre auf dein Bauchgefühl und lasse dich nicht durch andere überreden. Auch nicht durch deinen Partner, denn schließlich bekommst du das Kind! Gerne kannst du dich an mich wenden, wenn du Fragen hast oder Unterstützung benötigst!
Ich wünsche dir eine gute Vorbereitung auf die anstehende Geburt, viele unterstützende Begleiter und Begleiterinnen, sowie positive Offenheit!
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